Sonntag, 12.05.2024

Boo del Piélagos, Santillana del Mar oder 35 Jahre später

Sonntag 12.05.

Es ist zum einen Muttertag und zum anderen ist heute der Tag, an dem sich vor 35 Jahren Guido und ich inneinander verliebt hatten 🥰 und beschlossen den weiteren Weg gemeinsam zu gehen (inklusive 2 Jakobswegen und einen, der gerade in Arbeit ist).

Recht früh gegen 8.30 Uhr, nach einigen Weckrufen zuschlagender Türen ab 6.00 Uhr (Hellhörigkeit ist für Herbergen bekannt), einem ausgiebigen Frühstück (2 Scheiben Weißbrot mit Butter und Marmelade) fuhren wir erstmal eine Station mit dem Zug um einen Fluss zu überqueren. Alternative: man läuft einen Umweg zur nächsten Brücke von 7 km oder überquert verbotenerweise 100 m über eine Bahnbrücke an den Gleisen entlang. Die Zugfahrt schien am ungefährlichsten, wenn man noch 20 km vor sich hat und diese unversehrt erleben möchte.

Nach dem Ausstieg voll motiviert mit einigen anderen Pilgern, geht der Weg vielversprechend im grünen los. Das war aber nur ein kurzer Moment der Freude. Es wurde relativ schnell unschön. 

Man hat fast immer die Wahl zwischen Straße und einem Weg abseits. Der Weg abseits ging an einer Pipeline entlang durch ein "Naturschutz" Gebiet?! 🌿🌴

Nachdem die Pipeline nach 4,6 km verschwand und wir dachten; schlimmer kann es nicht werden, taucht auch noch die dazugehörige Chemiefabrik auf 😲 braucht kein Mensch, außer die Industrie und am Ende doch wir alle....

Und da kam der große Frust. Im Vergleich zur ersten Etappe des Camino del Norte (die durchweg schön war), fingen wir beide an gedanklich nach Alternativen zu suchen, was man sonst so machen könnte. Z.B. mit dem Bus in einen schöneren Ort mit ****Hotel, Pool und allen erdenklichen Annehmlichkeiten zu fahren? Oder den Flug umbuchen, um nach Hause zu fliegen? All das schießt einem durch den Kopf. Ist wahrscheinlich eine Beschäftigungstherapie, die einem von dem hässlichen Weg ablenkt. 

15 km und zwei Bars mit einer Tortilla, einem Bocadillo und Patatas weiter, wird der Weg doch überraschend schön, führt durch die Natur und lässt die Laune wieder 10 Punkte hoch gehen. Das Ziel ist das mittelalterliche Städtchen Santillana del Mar; ist weder heilig noch am Meer aber nett anzuschauen. Sieht aus wie Tauberbischofsheim, liegt aber in Spanien. Erinnert mich etwas an Carcassonne in FR, wo wir letztes Jahr mit dem Moped waren. Sehr touristische Angelegenheit mit Nippes und Gedöns. Das Hotel ist auch sehr mittelalterlich, aber schön!

Trotz 20 km Fußmarsch und Hüftschmerzen absolvieren wir eine Stadtbesichtigung (ca. 2 km) zu Fuß, tranken Bier in einer Bar und ließen uns dann in einem Touri-Restaurant (hier gibt es nichts anderes) wieder mal mit landestypischen Gerichten verwöhnen. 

Das wars dann aber auch für diesen Tag 🥱😴

Am Montag geht es weiter nach Cobréces, ca. 14 km entfernt. 

Leider schaffe ich es nicht, jeden Tag zu schreiben, deshalb kommen unsere Berichte immer etwas zeitversetzt.

Buen Camino