Übersichtskarte

Sonntag, 28.04.2024

Am Freitag 10.05. geht es los

Hallo liebe Freundinnen, Freunde und Follower 😀

Dies ist das erste Mal, dass ich euch meine Erlebnisse und Eindrücke über diesen Block mitteilen werde und freue mich, wenn alle interessierten ebenfalls Freude haben diesen Blog  zu lesen. 

Das ist mittlerweile das 3te mal, dass ich mit Guido eine Pilger-Wander-Rucksacktour auf einem Jakobsweg laufe.

1. Camino Portugues (von Porto nach Santiago de Compostela) 2021

2. Camino del Norte 1ter Teil (von Irun nach Santander) 2023

Und nun kommt:

3. Camino del Norte 2ter Teil (von Santander nach Gijon)

Ich fange an die Sachen zusammen zu stellen, die in den Rucksack kommen. 

Mein Ziel ist es, wie jedes Mal, 8 kg ohne Proviant zu packen. Habe ich aber die letzten 2 Male nicht geschafft. Irgendwie lande ich immer bei 9 - 9,5 kg. Und dann noch das Wasser....ca. 1 kg. Ich übe mich weiter in Zurückhaltung. 

🥾

Morgen, am Freitag 10.05.24 fliegen wir nach Bilbao. Dort bleiben wir eine Nacht und fahren am Samstag mit dem Bus nach Santander. In Santander wird dann losgepilgert. 

Buen camino 

Update 18.30 Uhr: Rucksack wiegt 8.0 kg

Samstag, 11.05.2024

Bilbao, Santander und Boo de Piélagos

Freitag 10.04. ging unser Flug von Frankfurt nach Bilbao. Alles hat diesmal reibungslos geklappt! Keine Verspätungen; weder von S-Bahn noch vom Flug. Der Flieger flog sogar schneller als geplant.

Statt mit dem Taxi vom Flughafen zum Hotel zu fahren, haben wir den Bus genommen. Stand schon bereit für die Abfahrt. 

Die Fahrt in Bilbao zum Busbahnhof war eine kleine Stadtrundfahrt,  die dann im unterirdischen Busbahnhof endete. 

Weiter geht's mit Hotel, einchecken, erstes Bierchen in einer Straßenbar. Auf der Suche nach einem geeigneten Abendlokal fanden wir das Restaurant "Baden Baden" welches als typisch "galizisch" ausgezeichnet war. Okay; probiert haben wir den Oktopus 🐙 und die landestypischen frittierten Calamari und patatas (Pommes)....hat alles landestypisch geschmeckt 😃

Heute, Samstag 11.05.

Nach dem Frühstück wieder zurück zum unterirdischen Busbahnhof, um im doppelstöckigen Bus mit einem Platz oben in der ersten Reihe nach Santander zu fahren. Auf der Fahrt konnten wir sogar noch teilweise Wege und Ortschaften unserer Wanderung vom letzten Jahr sehen und auch wiedererkennen. 

In Santander (unterirdisch) ausgestiegen (scheint hier auch landestypisch zu sein) um endlich den Weg per Pedes zu erlaufen. 

Wie erwartet, läuft man in größeren Städten erstmal eine ganze Weile an Straßen entlang, mit viel Verkehr, Geschäften und teilweise Industrie. Da muss man durchhalten. In der ältesten Kathedrale in Santander haben wir uns den ersten Stempel für unseren Pilgerausweis geben lassen. Wichtig, falls man jemals in Santiago de Compostela ankommt und mit dem Pilgerausweiß nachweisen kann, dass man den Weg wirklich gelaufen ist (für die Pilgerurkunde).

Nach ca. 4 - 5 km kam dann endlich der Ortsausgang und es wurde ruhiger und wir kamen der Natur immer näher. Leider kam noch ein Gewitter, da sind wir in die nächste Bahn gehüpft. Eine Station weiter, kein Gewitter und Regen, rausgehüpft und weiter gelaufen. 

Unser heutiges Ziel ist Boo del Piélagos. Eine Herberge mit Doppelzimmer/Bad und normaler Bettwäsche....eins vorweg: Wir übernachten normalerweise nicht in Pilgerherbergen. Wir sind da mehr so die Wellness-Pilger die gerne ihr eigenes Zimmer mit Bad bevorzugen und nicht im Mehrbettzimmer mit Stockbett und Gemeinschaftbad schlafen wollen....nein sind wir nicht. 

Gelaufene Kilometer heute ca. 12 km und 5 km Zugfahrt (wir lassen es langsam angehen).

Morgen stehen dann 20 km an. 

Buen Camino 

Sonntag, 12.05.2024

Boo del Piélagos, Santillana del Mar oder 35 Jahre später

Sonntag 12.05.

Es ist zum einen Muttertag und zum anderen ist heute der Tag, an dem sich vor 35 Jahren Guido und ich inneinander verliebt hatten 🥰 und beschlossen den weiteren Weg gemeinsam zu gehen (inklusive 2 Jakobswegen und einen, der gerade in Arbeit ist).

Recht früh gegen 8.30 Uhr, nach einigen Weckrufen zuschlagender Türen ab 6.00 Uhr (Hellhörigkeit ist für Herbergen bekannt), einem ausgiebigen Frühstück (2 Scheiben Weißbrot mit Butter und Marmelade) fuhren wir erstmal eine Station mit dem Zug um einen Fluss zu überqueren. Alternative: man läuft einen Umweg zur nächsten Brücke von 7 km oder überquert verbotenerweise 100 m über eine Bahnbrücke an den Gleisen entlang. Die Zugfahrt schien am ungefährlichsten, wenn man noch 20 km vor sich hat und diese unversehrt erleben möchte.

Nach dem Ausstieg voll motiviert mit einigen anderen Pilgern, geht der Weg vielversprechend im grünen los. Das war aber nur ein kurzer Moment der Freude. Es wurde relativ schnell unschön. 

Man hat fast immer die Wahl zwischen Straße und einem Weg abseits. Der Weg abseits ging an einer Pipeline entlang durch ein "Naturschutz" Gebiet?! 🌿🌴

Nachdem die Pipeline nach 4,6 km verschwand und wir dachten; schlimmer kann es nicht werden, taucht auch noch die dazugehörige Chemiefabrik auf 😲 braucht kein Mensch, außer die Industrie und am Ende doch wir alle....

Und da kam der große Frust. Im Vergleich zur ersten Etappe des Camino del Norte (die durchweg schön war), fingen wir beide an gedanklich nach Alternativen zu suchen, was man sonst so machen könnte. Z.B. mit dem Bus in einen schöneren Ort mit ****Hotel, Pool und allen erdenklichen Annehmlichkeiten zu fahren? Oder den Flug umbuchen, um nach Hause zu fliegen? All das schießt einem durch den Kopf. Ist wahrscheinlich eine Beschäftigungstherapie, die einem von dem hässlichen Weg ablenkt. 

15 km und zwei Bars mit einer Tortilla, einem Bocadillo und Patatas weiter, wird der Weg doch überraschend schön, führt durch die Natur und lässt die Laune wieder 10 Punkte hoch gehen. Das Ziel ist das mittelalterliche Städtchen Santillana del Mar; ist weder heilig noch am Meer aber nett anzuschauen. Sieht aus wie Tauberbischofsheim, liegt aber in Spanien. Erinnert mich etwas an Carcassonne in FR, wo wir letztes Jahr mit dem Moped waren. Sehr touristische Angelegenheit mit Nippes und Gedöns. Das Hotel ist auch sehr mittelalterlich, aber schön!

Trotz 20 km Fußmarsch und Hüftschmerzen absolvieren wir eine Stadtbesichtigung (ca. 2 km) zu Fuß, tranken Bier in einer Bar und ließen uns dann in einem Touri-Restaurant (hier gibt es nichts anderes) wieder mal mit landestypischen Gerichten verwöhnen. 

Das wars dann aber auch für diesen Tag 🥱😴

Am Montag geht es weiter nach Cobréces, ca. 14 km entfernt. 

Leider schaffe ich es nicht, jeden Tag zu schreiben, deshalb kommen unsere Berichte immer etwas zeitversetzt.

Buen Camino 

 

Montag, 13.05.2024

Cobréces und extremer Hungerregen

Montag 13.05.

Die Nacht war erholsam und ruhig. Heute Morgen begrüßt uns Sonnenschein 🌞

Wir verlassen das Städtchen Santillana del Mar und erleben es am Morgen sehr ruhig.  Keine Touris weit und breit. Gefällt uns 👍

Der Weg und das laufen lassen heute keine Wünsche offen! Alles perfekt, Sonne, Natur, schöne Ausblicke. Muss man nicht weiter ausschmücken, sondern nur genießen und ein paar Fotos machen. 

Wir haben heute nur ca. 14 km vor uns und freuen uns auf ein Hotel direkt am Atlantik incl. Restaurant.

Das Wetter schlägt vor der Ankunft leider um und es bewölkt sich....und fängt auch noch an zu Tropfen. 

Im Ort Cobréces kommen wir an einer riesigen Kirche vorbei und an einer Bar, wo man essen könnte. Schert uns aber nicht weiter, denn wir haben ja heute Abend ein Restaurant in unserem Hotel. Es sind noch 30 min Gehzeit. Schaffen wir. 

Es fängt an zu regnen, aber wir sind ja gleich da! Und so schön, direkt am Strand. Leider ohne Sonnenschein, was solls. 

Eingecheckt und dann die Frage: wann macht das Restaurant auf? GAR NICHT! Die Küche hat Holidays 😭 Hat die Bar geöffnet? Nein! Die hat auch Holidays 😡 Proviant?  Außer Nüsse und Wasser haben wir nichts dabei. Aber Hunger. Es gibt noch ein Kiosk in 1km Entfernung bergauf oder die Bar, an der wir vorbei gekommen sind in 2km Entfernung (noch weiter bergauf) und strömenden Regen.

Was tun? Laut Internet hat der Kiosk montags geschlossen. Aber wir wollen uns davon selbst überzeugen und laufen los. Guido entscheidet sich für den Regenschirm und ich für die Regenjacke + Poncho als Joker falls der Regen noch schlimmer wird. Wird er, zusammen mit Guidos Laune, da er überraschend schnell nass wird, trotz Schirm und ich dank Jacke nicht so. Der Kiosk hat natürlich zu (das Internet lügt nicht) und weiter geht es bergauf in Richtung Bar. Die hat auf aber mit dem kleinen Haken, dass erst um 19.00 Uhr die Küche öffnet. Es ist 18.25 Uhr. Kriegen wir hin.

1,5 h später laufen wir den Weg bergab im Regen wieder zurück. Diesmal ich mit Poncho....es schüttet noch mehr 🌧

Durchgenässt, aber satt lassen wir den Tag ausklingen. Der Atlantik dröhnt uns in den Schlaf und der Sonnenuntergang ist jetzt doch noch ohne Regen präsent geworden. 

Gelaufene Kilometer 14 + 4

Buenas noches und

Buen Camino 

 

 

Dienstag, 14.05.2024

San Vicente de la Barquera und Naturgewalten

Dienstag 14.04.

Heute Morgen ist es ein Spiel aus Sonne und Wolken, dass uns in den Tag starten lässt. 

Beim Anziehen haue ich mir überflüssiger Weise meinen kleinen Fußzeh am Bettpfosten an. Wird dann später auch blau und schmerzt...toll. Kann nur hoffen, dass es das Laufen nicht beeinträchtigt. 

Der Ärger über die Hotelbesitzer, ist immer noch unterschwellig präsent (wg. Küchen- holidays), aber Frühstück kriegen wir. Ist auch so weit alles da was man braucht. Es ind auch noch einige andere Gäste da. Auch 3 deutsche Pilgerinnen. Eine davon erzählt uns gleich von ihrem Frust über die geschlossene Küche und das sie gestern wg. Schmerzen nicht mehr laufen konnte. Die Bitte ein Sandwich zu bekommen, wurde abgelehnt. Krass...dabei ist alles vorhanden. Brot, Wurst, Käse. Das muss auch gestern Abend schon da gewesen sein. Ich habe auf ein Müsli verzichtet, weil es keine Schüsseln gab (auch nicht nach Rückfrage), aber Müsli schon.

Okay, was solls. Ich packe mir einfach aus Trotz vom Buffet ein Jogurt und einen Kuchen als Wegzehrung ein. 

Bevor wir loslaufen, machen wir ein Strandfoto von uns.

Heute startet der Weg wieder durch sehr schöne Landschaften. Momentan mit Sonnenschein. Den Atlantik sehen wir jetzt auch wieder öfter. Der Anblick ist immer wieder faszinierend. Man läuft durch Almen mit Kühen, hört die Kuhglocken und schaut auf den Atlantik. Sehr nice. 

So kann es weitergehen. Ca. 20 km lang soll die Etappe heute sein.

Am Wegesrand sehe ich eine Pflanze mit hübschen Blüten. Sehen aus wie rote Spülbürsten. Noch nie gesehen. 

Erster Ort nach 8 km, der nach einem Kaffee ruft ist Comillas. Schönes Städtchen mit gigantischen Schlössern und Burgen.

Landschaftlich wird es immer schöner. Bis so langsam das Wetter umschlägt. 

Wir laufen an Stränden vorbei, wo sich einige Surfer tummeln. An einem Strandparkplatz entdecken wir insgesamt 7 deutsche Pkws. Interessant, dass es so viele deutsche hierher verschlägt. Es fängt an sehr windig zu werden. Gut für die Surfer. Uns stört es nicht weiter, bis die ersten Regentropfen kommen. Jetzt schnell Regenjacke anziehen und Rucksack-Regenschutz überziehen. Gut so, der Regen und der Wind nehmen Fahrt auf. Es wird immer unangenehmer. Wir kommen am nächsten Strandabschnitt vorbei und jetzt kommt noch ein Gewitter dazu. Da gehen mir Gedanken durch den Kopf, ob mich der Blitz treffen könnte? Oder trifft er erst Guido, weil er größer ist als ich? Aber er ist weiter entfernt von mir. Hhm? Uns spaziert ein Pärchen entgegen, die gehen, als wäre super Wetter!? Hhm?  Guidos Laune, was das Wetter angeht, lässt sehr zu wünschen übrig. Mir gefällt die Kombination aus gigantisch hohen Wellen, dem Getöse des Atlantiks, Regen, Wind und Donner. Was für eine Naturgewalt.

Langsam ist es einem auch egal mit dem Regen. Wir entfernen uns etwas vom Atlantik und der Wind wird weniger. Es ist nicht mehr soo weit aber bei mir lassen die Kräfte nach. Ein Café lassen wir links liegen, was sich aber als Fehler herausstellt. Meine Kraft inklusive Laune gehen dermaßen in den Keller, bin kurz vorm Heulen. Der Unterschied zwischen Guido und mir: Er kann sich vom Wetter die Laune verderben lassen, ich vom Hunger und vor Erschöpfung.

Endlich kommt unser Etappenziel San Vincente de la Barquera näher und ich visiere das erste Café an. Ist mir jetzt egal, dass wir nur noch 5 min bis zum Hotel brauchen. Ich brauche was zu essen! 

Und ein Bier! 

Okay, danach ging es mir besser und anschließend  gab es das übliche Prozedere mit Hotel check in und späteren Abendessen. Der Regen lässt kurz nach....

 

Fazit: öfter Pause machen! 

Gelaufen 22 km

Reicht für heute !

Buen Camino 

 

Mittwoch, 15.05.2024

Unquera und die Weisheit des Tages

Mittwoch 15.05.

Meine persönliche Weisheit des Tages:

Der Jakobsweg gibt, der Jakobsweg nimmt!

Was er mir gibt (außer viel Erfahrung und Eindrücke): eine super erhaltene Trinklasche die wohl jemand verloren hat. Habe sie mitgenommen um vielleicht den oder die Pilger*in zu treffen und ihr wieder zu geben. (Leider ist der Fall nicht eingetreten und ich habe sie behalten).

Was er mir nimmt: Körperkraft und meine Bluetooth Kopfhörer, die ich wahrscheinlich im Hotelzimmer habe liegen lassen. Sehr ärgerlich. Damit wollte ich gestern Abend Netflixen (bisschen Entspannung braucht man auch). Und mein pinkes Armbändchen mit der Jakobsmuschel. Muss ich irgendwo auf dem Weg verloren haben. Menno 😒

Kopfhörer konnte ich auf die schnelle in einem Asia Shop für 3.95 Euro erwerben. Hoffentlich explodieren die nicht in meinen  Ohren. 

Wir haben heute etwas weniger Kilometer als gestern vor uns. Ca. 15 km.

Wetter passt, Landschaft passt, Kondition passt, Schmerzen keine. Soll so bleiben und tut es auch, erst einmal. 

Bis zur Ankunft haben wir halbwegs schönes Wetter. Der Ort macht aber leider keinen so sehenswerten Eindruck. Eine Durchgangsstraße mit ein paar Geschäften, Cafés und Restaurants. Dazu kommt ein Regengebiet, dass sich über dem Ort hält, als wir eine Runde drehen um uns den Ort anzugucken. Langsam fängt es an zu nerven. Jeden Tag werden die Klamotten nass. Kalt ist es noch dazu.  

Wir beschließen in ein Café zu gehen und später für das Abendessen einen Supermarkt aufzusuchen. Brot, Wurst, Tomate etc. kann man auch mal auf dem Zimmer essen. 

Dann ab ins Bett und schnell einschlafen. 

Buen Camino 

 

Donnerstag, 16.05.2024

Llanes ... Falleri und Fallera, aua!

Donnerstag 16.05.

Bis nach Llanes sind es über 25 km. Das erscheint uns zu lange und die ersten 10 km sehen nicht wirklich spannend aus. Die Etappe zu teilen wäre doof, dass wären dann zwei zu kurze Etappen. Aber ich will gerne nach Llanes. Das ist eine etwas größeres Städtchen. War einmal eins der reichsten Städte Asturiens und hat eine Mittelalteriche Burg und einige andere Sehenswürdigkeiten. Außerdem sind die ersten 10 km an der Straße entlang. Das wollen wir vermeiden. Also hatten wir schon gestern Abend beschlossen, diese 10 km mit dem Bus zu überwinden. 

Das war auch gut so. Heute war meine Motivation fast null und irgendwie ging meine Stimmung in den Keller. Am Weg konnte es eigentlich nicht liegen. Wetter und die Ausblicke waren top. Ist wahrscheinlich so ähnlich wie beim Skifahren. Der dritte Tag ist am schlimmsten....beim Laufen ist es der sechste?!  Werde mich irgendwie durchbeißen. Guido hat diesen Hänger nicht. Er kann immer laufen.

Und weiter geht es. Heute legen wir öfter Pausen in Cafés ein. Damit die Kräfte nicht nachlassen. 

Wir kommen an den Bufones de Arenillas vorbei. Eine Felsspalte, wo bei hohem Wellengang das Wasser meterhoch (wie bei einem Gesyr) rausspritzt. Bei uns war nur ein Hauch von Nebel zu sehen, da das Meer sehr ruhig war. Aber trotzdem sehr beeindruckend.

Ich laufe oft mit Stöcken. Besonders, wenn es Bergauf und Bergab geht. Kurz vor dem Ziel beschließe ich die Stöcke wegzupacken. Guido sagt (aus Spaß): hoffentlich fälls du jetzt nicht hin, ohne die Stöcke 😜 Quatsch, wieso sollte ich. 

Bumms, der Boden kam so schnell näher.. ....aua. Da war eine kleine Rampe im Gehsteig. Die habe ich nicht gesehen, bin reingetretten und ins straucheln gekommen. Ohne 9 kg auf dem Rücken, gar kein Problem. Mit: ein gewaltiges! Es gab kein Halten mehr und ich fiel wie ein Sack auf den Boden und dann noch zur Seite wegen diesem Rucksack. Bäm. Passiert. 

Laut fluchend lasse ich mir von Guido hoch helfen. Danach überprüfe ich meine Extremitäten auf Fehlstellen. Ein paar Kratzer am Bein und Ellbogen. Der Rest unauffällig. Die Laune: unterirdisch.

Das Hotel ist nur noch 10 Minuten entfernt und ich schleppe mich dahin und höre mir an, wie mein liebster den Sturz erlebt hat. Er schmückt das ganze so aus, das wir am Ende beide lachen müssen. Ist ja glücklicherweise nix schlimmes passiert. Huaua...

Abends machen wir eine Stadtbesichtigung und lassen es uns danach bei einem Italiener gutgehen. Es regnet wieder in strömen.

Gelaufen: 17 km

Buen Camino 

Morgen hoffentlich ohne nennenswerte Zwischenfälle. 

 

 

Freitag, 17.05.2024

Nueva und der viele Regen

Freitag 17.05.

Heute liegen ca. 13 km vor uns. Ist ein Klacks. Das Wetter spielt wieder mit (kein Regen!) und ich traue mich gleich von Anfang an eine kurze Hose anzuziehen. Die Knochen melden keine besonderen Beschwerden. Auch vom Hinfallera gestern ist nichts zu spüren. Außer ein paar optische Kratzer ist nichts übrig geblieben. 

Motivation ist heute ganz weit oben ☝️. 

Auch habe ich gestern schon die grobe Etappenplanung bis zum Ende der Strecke nach Gijón festgelegt. Wir kommen theoretisch am Mittwoch an und bleiben 2 Nächte, bis unser Flug am Freitag zurück geht. 

So geht es gut gelaunt und motiviert los und wir sehen noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit, die uns gestern im Regen nicht so aufgefallen ist. Z.B. eine alte Villa die schon Einsturzgefährdet ist. Sie ist bestimmt mal wunderschön gewesen. Jetzt ist sie menschenleer. Aber das Anwesen bietet noch seinen Reiz für Pferde....woher auch immer tummeln sich 3 davon im Garten als wäre es ganz normal. Ist vielleicht ein Pferdehotel?

Anfangs sehen wir oft den Atlantik. In Colerio kommen wir an einer Bucht vorbei, wo eine Gruppe Jugendlicher das Surfen beigebracht bekommt. Es ist eher ein im Wasser rumgestehe mit schreien und quietschen der Leute, wenn eine Welle kommt. Sehr amüsant. Das erstes Café in der nächsten Bucht lächelte uns an. Auch treffen wir dort einige Pilger*innen. Dieses Jahr außergewöhnlich viele Deutsche 

Die Wolken ziehen sich allmählich zu und wir haben zwischendurch immer wieder kleine Regenschauer.

Ca. 6 km vor unserem Ziel, gibt uns der Jakobsweg wieder etwas. An einer Mauer neben einer Kirche, steht eine neuwertige Trinklasche. Da beschließt diesmal Guido sie mitzunehmen. Immer mit dem Ziel, an einer nächsten Station einen Pilger zu treffen, der sie vergessen hat. Sie stehen zu lassen, bringt hier eher nichts, da kein Pilger zurück läuft um sein verlorenes/vergessenes Gut zu suchen bzw. zu holen. 

Meine Beine tun weh und es kommt wie gerufen, ein kleines Restaurant am Weg und wir kehren ein. Passt genau, weil kurz danach ein heftiger Schutt runter kommt. Glück gehabt. Es gibt ein 3 Gänge Menü für kleines Geld und wir sind wieder glücklich und satt und unter leichtem getröpsel nehmen wir die restlichen Kilometer unter die Füße.

Und endlich ist auch unser kleines Hotel, erhöht am Berg, in Sicht; San Jorgé. Wie sich später herausstellt, heißt hier im Ort die Hälfte aller Lokalitäten San Jorgé. Sind alle miteinander verwandt ?!

Wir machen einen Rundgang (im Regen) und trinken in einer Bar ein Bier, in der nur einheimische sitzen. Und wie wir erneut feststellen: die Spanier sind sooo laut. Ist für uns, eher ruhigere Vertreter, kaum auszuhalten, aber durchaus interessant. 

Ein Bier reicht auch und wir tapsen durch den Regen zurück. Am Hotel angekommen, hört es tatsächlich mal auf. Jetzt können wir uns sogar vor die Tür in zwei Sessel setzen und den restlichen Abend genießen. Sogar die Sonne kommt nochmal raus und ich schreibe meinen Blog vom Vortag fertig.

Buen Camino 

 

 

 

 

Samstag, 18.05.2024

Ribadesella, 13 km am Stück ohne Pause

Samstag 18.05.

Seit gestern abend habe ich Hals- und Kopfschmerzen. Ich habe mir wohl einen Infekt eingefangen.

Im Hotel gibt es diesmal kein Frühstück und so laufen wir mit Sack und Pack los in den Ort und gehen ins erste Café frühstücken.

Ich fühl mich heute schlapp und kaputt und habe das gefühl, dass ich die Etappe kaum schaffen werde. Guido geht es wie immer prächtig und er läuft läuft läuft.

Das Wetter meint es weiterhin nicht gut mit uns. Es ist bedeckt und zwischendurch regnet es immer wieder. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich mir in einem Asia Shop zwei Etappen vorher einen Regenschirm gekauft habe? Ist irgendwie einfacher als ständig die Regenjacke an und auszuziehen.

Am Ortsausgang treffen wir auf einen älteren kleinen Spanier der mit seinem Hund gassi geht. Der schickt uns freundlicherweise einen anderen Weg entlang, da er meint, dass der eigentliche Camino sehr matschig ist. Er ist sogar so freundlich, dass er den Weg mit uns geht bis zum nächsten Abzweig, der wieder auf den Camino trifft. Auch war der Spanier so sportlich und ist schnell vor gelaufen und ich wollte meine heutige Schwäche nicht zeigen und bin stramm hinterher gelaufen....bis kurz vorm Zusammenbruch.

Das sich dahin schleppen begleitet mich heute den ganzen Tag...

Das größte Übel war noch, dass kein einziges Café dem Weg lag in das wir mal einkehren konnten. Und noch nicht mal irgendwo eine Bank um sich hinzusetzen für eine Pause. Es waren zwar nur dreizehn Kilometer aber die waren für mich jeute die Hölle. Määäh.

Zwei Kilometer vor unserem Ziel bietet mir mein liebster an, meinen Rucksack mitzutragen!!! Wie nett von ihm. Danke lieber Guido.

Bis zum Hotel hält er tapfer durch mit dem zusätzlichen Gepäck und ich schaffe es auch gefühlt auf allen Vieren.

Geschafft!

Nach einer Erholungspause und der ersten Ibuprofen ziehen wir in die Ortsmitte. Ratet mal wie das Wetter ist? Natürlich....es regnet. Es ist 17.00 Uhr und wir wollen gerne essen. Aber die Restaurants in Spanien machen erst um 20.00 Uhr auf. Passt irgendwie nicht zu unserem deutschen frühen Abendessen. Glücklicherweise finden wir eine Tappasbar die rund um die Uhr geöffnet hat und unsere Rettung ist. Dort essen wir vorzügliche einheimische Tappas und können dann mit vollen bauch wieder zum Hotel laufen. Herrlich....

Jetzt bleibt noch Zeit zum Blog schreiben und Netflixen. Alles mit dem Handy. 

Wenn ihr euch fragt, wie ich so viel mit dem Handy schreiben kann? Die Lösung ist: ich habe die Diktierfunktion entdeckt. Da lässt es sich leichter und schneller die Texte schreiben. 

Wie wird das Wetter morgen?

Buen Camino 

 

 

Sonntag, 19.05.2024

La Isla, mucho barro und der erste Sidra

Wir sind mittlerweile wieder Zuhause und ich bin immer noch krank und angeschlagen. Da ich auf der Couch rumdümple, fange ich langsam an die letzten zwei Lauftage zu verfassen. Habe ja sonst nichts zu tun 🤧.

Sonntag 19.05.

Der gestrige Lauf war super anstrengend. So langsam weiß ich auch warum. Ich habe etwas Halsschmerzen. Ein Infekt macht sich breitt. Mist, ich hoffe, dass ich vor schlimmeren verschont bleibe. 

Heute geht es mir aber körperlich ganz gut und wir starten motiviert. Diesmal haben wir 17 km vor uns. Sollte kein Problem sein. Fühle mich gut und Guido sowieso. 

Wir haben heute viele Highlights auf der Strecke. Anfänglich verabschieden wir uns von der Stadt Ribadesella bei schönen Sonnenschein und genießen den Spaziergang entlang am Strand. Freundlicherweise macht ein englischer Pilger ein Foto von uns. Leider schneidet er uns die Beine ab, auf dem Foto...nicht in echt. Schade.

Aus der Stadt heraus laufen wir an unzähligen Apartmenthäuser vorbei. In Spanien gibt es eine spezielle Architektur. Viele Blocks und große Mehrfamilienhäuser. Nicht mein Ding. 

Wieder durch schöne Landschaften mit Wiesen, Hügeln und kleinen Bergen kommen wir nach ca. 2 h in das kleine Dorf Vega.

Wie jeden Tag, hoffen wir auf ein Café oder eine Bar. Glück gehabt. Wir sehen ein Schild mit der Beschriftung: desayuno, café, bebidas. Jackpot! Es ist diesmal eine Pilgerherberge die auf Spendenbasis Frühstück und Getränke anbietet. Es sitzen schon einige junge Pilger*innen am Tisch und wir setzen uns dazu. Die Betreiberin der Herberge ist eine Frau, Anfang 60 die mindestens 3 Sprachen beherrscht und super deutsch spricht. Sie erzählt uns, dass sie in ihrem Leben 7000 Kilometer gepilgert ist. Irgendwann ist sie in dem kleinen Dorf hängen geblieben und hat eine Herberge eröffnet. Krass. Ihr Haus im Inneren erinnert mich ein bisschen an ein Hexenhäuschen. Klein, dunkel, ein bisschen chaotisch... wer weiß,  vielleicht ist sie ja eine Pilgerhexe. Das Aussehen dazu hätte sie auch; lange graue verwunschelte Haare, langes Strickkleid + Strickjacke, Stricksocken und abgelatschte Birkenstocks. Perfektes Bild. Aber alles in allem eine nette Pilgerhexe und eine gemütliche Atmosphäre. Guido würde am liebsten noch da bleiben, aber wir wollen ja heute auch ankommen.

Weiter geht's einen schönen Weg entlang an einem langen Strand. Der Weg hat aber auch einen Haken. Durch den vielen Regen der letzten Tage, sind viele Abschnitte sehr matschig. Das macht keinen so großen Spaß. Wir versuchen seitlich daran vorbei zu kommen oder legen uns teilweise große Steine in den Matsch (spanisch: barro), zum überqueren der schlimmsten Stellen. So zieht sich das bis kurz vor Ende hin.

Leider war bei diesem Schilderwald Offenbach nicht dabei. Aber immerhin Frankfurt und Bad Vilbel!

Kurz vor unserem Endpunkt in La Isla nach vielen schönen Stränden und Matschwegen, laufen wir den letzten Strand entlang und setzten uns in eine wunderschöne Strandbar. Als wären wir auf den Seychellen.

Und jetzt ist es auch endlich soweit: Wir bestellen eine Flasche Sidra (spanischer Apfelwein der hier in Asturien der Renner ist). Normalerweise wird er mit einer speziellen Technik eingeschenkt. Leider hat das der Kellner nicht gemacht. Schade, aber macht nichts. Wir probieren es selbst auf asturische Art einzuschenken. Das geht wie folgt: Man bringe den Körper in senkrechte Lage, führe das Glas in der einen Hand möglichst weit unter Hüfthöhe und die Flasche in der anderen Hand gleichzeitig über den Kopf, vorzugsweise mit ausgestrecktem Arm. Und jetzt eingießen. Klappt, aber ein ganz kleines bisschen geht daneben....er wird ja nur zu einem fünftel ins Glas gefüllt. Warum genau wissen wir nicht, vielleicht damit es nicht so nach übermäßigen Alkoholkonsum sondern nach vornehmen Trinken aussieht. Was aber auch nicht sein kann, da ich die Spanier schon am Nachmittag gesehen habe, wie sie ganz vornehm einige leere Flaschen vor sich auf dem Tisch stehen haben, bei bester Stimmung. 

Guido versucht auch sein Glück (mit der Standardmethode) einzuschenken und vertröppelt etwas weniger als ich. Wir schaffen nur knapp 3/4 der Flasche, denn das Gesöff hat immerhin auch 6% Alkohol und das merkt man auch. Schmeckt übrigens ganz ähnlich wie unser hessischer Apfelwein.

Die letzten 1,5 km liegen vor uns und wir erreichen das Hotel. Das ist heute unser erster Griff ins Klo. Eine ganz fürchterliche Bude. Es muffelt und das Bad schimmelt vor sich hin, die Betten ein Graus und noch nicht mal Lampenschirme an der Bettbeleuchtung. Bitte lass die Nacht ganz schnell vorüber sein.🙏

Ich nehme erstmal eine Ibuprofen, da Hals- und Kopfschmerzen wieder überhand nehmen. Abends finden wir in dem Ort ein nettes Strandlokal, wo wir versuchen die Nacht so weit es geht zu verkürzen und so spät wie möglich ins Hotelzimmer zurück zu kehren

. 

In der Nacht ekelt es mich ab und zu. Am nächsten Morgen sind wir direkt und ohne Frühstück um 8.00 Uhr fluchtartig zur nächsten Etappe aufgebrochen. 

Buen Camino